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memorabilien alte synagoge wuppertal 1998 – installation

Seitdem die Begegnungsstätte existiert, hat sie ein nie erlahmendes Interesse von Künstlern auf sich gezogen. Die architektonische und ästhetische Besonderheit dieses Hauses spricht alle, die sich mit Kunst, besonders mit wecken, die weißen Wände zu bedecken, den leeren großen Raumzeitgenössischer Kunst, befassen, an und scheint das Bedürfnis zu zu beleben. Nicht immer aber wird in diesem Begehren auch transparent, daß es sich bei dem Haus um eine Gedenkstätte handelt, daß es an einer besonderen Stelle in Wuppertal steht und daß alles, was an dem modernen Gebäude zu sehen ist, symbolisch und direkt auf etwas anderes verweist, wenigstens verweisen könnte.

Christa Niestrath hat dies verstanden. Ihre Begabung, nach Rätseln zu suchen, nach Herkunft und Geschichte zu fragen, Probleme auszusprechen, hat sich auch schon in älteren Arbeiten gezeigt, wie z.B. in der Städtischen Galerie in Schwalenberg - die ja auch nicht irgendein neutraler Raum, sondern einer mit einer bedrückenden Geschichte, einer „Arisierungsgeschichte” ist.

Über ein Jahr hat Christa Niestrath an der Installation für die Begegnungsstätte gearbeitet und sich dazu intensiv mit der lokalen Geschichte des Nationalsozialismus auseinandergesetzt. Eines der eindrücklichsten Ergebnisse ist die Arbeit aus 19 weißen Blättern mit den Vornamen der 19 aus Wupptertal deportierten Kindern, die die Künstlerin auf den Steinplatten des Außengeländes ausgebreitet hat.

Christa Niestrath hat als erste Künstlerin überhaupt das Außengelände des Hauses mit in ihre Arbeit einbezogen und die Architektur und ihre Landschaft als Auslöser der gesamten Installation gesehen - eine Aktualisierung, die diese Ausstellung von sonst oft statischen und bleibenden unterscheidet. Christa Niestrath riskiert nicht nur, daß die leichten und fragilen Objekte durch die Witterung zerstört werden können, sondern auch durch Unachtsamkeit oder Laune der Passanten. Gänzlich uneitel ist sie mehr an den Prozessen, an den Veränderungen durch die Zeit interessiert, in der etwas geschieht, als an der Konservierung ihrer Kunst, deren Materialwert vergleichsweise trivial erscheint. Kommunikation, Gespräch, Streit über die Themen ihrer Objekte und Installationen sind die künstlerischen, aber sicher auch politischen Konsequenzen, die durch diese besondere Form der Präsentation erreicht werden können.

Dr. Ulrike Schrader, Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal

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